Bernhard Wessling

Thesen zum Buch über den

„Ursprung von Zufall, Komplexität, Krisen und Zeit“

Bernhard Weßling

Was für ein Zufall!
Zum Ursprung von Unvorhersehbarkeit, Komplexität, Krisen und Zeit

Mit den folgenden Thesen lässt sich der rote Faden des neuen Buches beschreiben:

1) Leben wir wirklich derzeit („erstmalig in der Geschichte der Menschheit“) in einem neuartigen Zeitalter der „Polykrisen“, der „Multikrisen“? Das habe es noch nie gegeben, kann man fast überall lesen. Dem widerspreche ich und weise mit historischen Fakten nach, warum Krisen und „Polykrisen“ – so schwer lösbar, so kompliziert oder gar existenziell bedrohlich und schrecklich sie sind – ganz normale Begleiterscheinungen sämtlicher Vorgänge im Universum und auf der Erde sind.

– Derzeit bedrohen uns v. a. die Krise der Artenvielfalt und der Klimawandel (abgesehen von politischen und wirtschaftlichen Krisen, die im Buch nicht näher behandelt werden, aber ebenso „normale“ Phänomene in der Entwicklung der Menschheit sind).

2) „Zufall und Komplexität sind Geschwister, und Krisen sind ihre Begleiter,“ mit diesem Zitat aus dem Buch (siehe Einführung) fasse ich die Verwandtschaft der ersten 3 Phänomene zusammen. Sie haben auch die gleichen Wurzeln wie die „Zeit“. Diese liegen in den Nicht-Gleichgewichts-Eigenschaften unserer Welt, die seit der Entstehung des Universums dessen Entwicklung diktieren, und somit auch die Entwicklung des Lebens auf der Erde und all der Komplexität, die wir überall beobachten. Im Buch wird dies Schritt für Schritt erläutert und ist einfach verständlich.

3) Die Tatsache, dass Krise „normal“ sind, ändert nichts daran, dass wir alles dazu unternehmen müssen, um die aktuelle Krise der Artenvielfalt und des Klimas zu lösen, im Gegenteil. „Alles“ heißt aber nicht „irgend etwas“, nur um wenigstens irgend etwas zu unternehmen, sondern es muss auch nachhaltig sein. Was aber bedeutet „nachhaltig“? Qualitativ formuliert: Eine Maßnahme zur Eindämmung des Klimawandels darf nicht zu schwerwiegenden Kollateralschäden in anderen Bereichen der Umwelt führen.

– Wie aber messen wir, wie beurteilen wir objektiv, ob ein Schaden „schwerwiegend“ ist oder nicht?

4) Ich schlage in Kapitel 7 des Buches vor: Entropie kann als Kriterium für Nachhaltigkeit dienen. Hierzu darf Entropie nicht (wie allzu vereinfachend üblich) als „Maß für Unordnung“ verstanden werden, sondern richtigerweise vollständig als „Maß für minderwertige (nicht nutzbare) Energie“, und weil Materie eine andere Form von Energie ist, manifestiert sich Entropie auch in Form minderwertiger (nicht oder nur schwer – also mit übermäßig hohem Enrgieaufwand – nutzbarer) Stoffe: Abfälle, Abraum, Verbrennungsrückstände, Abwasser, Abwärme, verschmutztes Grundwasser, Feinstaub, CO2, Korrosion, uvam. Ebenso manifestiert sich Entropie im Verlust von Funktionsfähigkeit komplexer Systeme (wie z. B. bei der Zerstörung von Ökosystemen).

5) Mit Hilfe eines grundlegenden Prinzips der Nicht-Gleichgewichts-Thermodynamik (dem „Entropieexport“) wird in Kapitel 7 einfach nachvollziehbar berechnet, ob technologische Verfahren zur Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre oder aus Industrieabluft nachhaltig sind. Es zeigt sich, dass DAC / CCS und ebenso die chemische Nutzung von CO2 (CCU) in krassem Umfang nicht nachhaltig sind, sondern massive Kollateralschäden in der Umwelt verursachen.

– Diese thermodynamisch theoretisch hergeleitete These wird im Buch mit zahlreichen Daten und Fakten zum Energiebedarf dieser Verfahren aus unterschiedlichsten Studien bestätigt.

6) Als Alternative zu industriellen Maßnahmen wird in Kapitel 8 die Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre und seine Speicherung in den Böden durch die Vorgänge in verschiedensten natürlich arbeitenden Ökosystemen und zusätzlich auf Äckern und Weiden biologisch arbeitender landwirtschaftlicher Betriebe dargelegt; die zahlreichen Quellen zeigen, dass die Vorgänge in den Böden, die Kohlenstoff aus CO2 langfristig speichern, bisher nicht richtig verstanden sind und deshalb unterschätzt werden. Deshalb wird immer noch einseitig und fälschlich CO2-Speicherung durch Aufforstung von zumeist Monokulturen mit schnellwachsenden Bäumen beworben und betrieben, was ebenfalls alles andere als nachhaltig ist.
– Die Ökosysteme (auch auf biologische bewirtschafteten Äckern / Weiden) die CO2-Entnahme und -Speicherung ausführen zu lassen, stabilisiert zugleich die Artenvielfalt und regeneriert sie.

– Dem Klimawandel und dem Verlust der Artenvielfalt muss gleichzeitig und mit den gleichen Maßnahmen Einhalt geboten werden. „Der Klimawandel entscheidet darüber, wie wir leben, der Artenschwund entscheidet darüber, ob wir leben.“ (Katrin Böhning-Gaese, Leiterin des Forschungszentrums Klima und Biodiversität, Senckenberg-Naturkundemuseum Frankfurt a. M.)

7) An das tiefere Verständnis der Entropie und der Grundprinzipien der Nicht-Gleichgewichts-Thermodynamik führt das neue Buch in locker erzählender Form Schritt für Schritt in den ersten 6 Kapiteln heran, über den „Zufall“ und die prinzipielle Unvorhersehbarkeit der Zukunft zur Komplexität und zum tieferen verständnis der Entropie. Diese sind in Thesenform hier nachzulesen:

https://www.bernhard-wessling.com/thesen_zum_buch oder
https://philosophies.de/index.php/2022/11/12/was-fuer-ein-zufall/.

Damit wird auch klar, dass nicht-lineares Verhalten der dynamischen Prozesse in unserer Welt und ihre komplexen Wechselwirkungen genauso wie den Zufall auch Krisen erzeugen, die somit die gleichen Wurzeln haben wie Zufall und Komplexität.

8) Im Buch wird großen Wert darauf gelegt, dass Reduktionismus keine für das Verständnis der komplexen Nicht-Gleichgewichts-Welt hilfreiche wissenschaftstheoretische Herangehensweise ist. Unter „Reduktionismus“ fällt auch und besonders der Traum der meisten Physiker, wonach „sehr bald“ eine Weltformel auf quantenphysikalischer Basis zu erwarten sei. Die neue Theorie von Jonathan Oppenheim zeigt jedoch, dass die Gravitation nicht quantisiert ist, also eine Theorie der Quantengravitation nicht erforderlich und nicht möglich ist. Diese neue Theorie wird hinreichend verständlich erläutert, sodass ebenso klar wird: Der Zufall kann nicht durch die Unschärfe der Quanteneigenschaften verursacht werden; dem steht die Dekohärenz entgegen, die schon lange bekannt ist und durch Oppenheims neue Theorie nun auch von anderer Seite bestätigt wurde. Die Theorie bestätigt auch die von mir dargestellte Verbindung von Zufall und Zeit.

9) Es wird an vielen Stellen deutlich gemacht, dass „Emergenz“ ein entscheidendes Phänomen im Aufbau immer komplexerer Systeme ausgehend von den Atomen ist. Auch die Zeit, so wird in den abschließenden Kapiteln 9 und 10 deutlich, ist ein emergentes Phänomen. Sie entsteht durch den Fluss der Entropie durch den Raum und ist gewissermaßen das „Flussbett“, eine „Matrix“, worin Entropie fließt. Zeit ist proportional zum Entropiefluss, also gibt es keine absolute Zeit, sondern in jedem Subsystem seine eigene Zeit.

– Daraus folgt die Möglichkeit der experimentellen Überprüfung meiner Hypothese im Weltraum bei hohen Geschwindigkeiten bzw. geringer Gravitation (Relativitätstheorie).

10) Das Empfinden von Zeit bei uns Menschen darf nicht verwechselt werden mit dem Wesen der Zeit, genausowenig, wie wir unser Empfinden von Farben und Formen nicht mit dem Wesen des Lichts (elektromagnetische Wellen) bzw. mit dem Empfinden von Geräuschen und Tönen mit dem Wesen des Schalls (Luftdichteschwankungen) in einen Topf werfen dürfen.

Dr. Bernhard Weßling

Bernhard Wessling