Bernhard Wessling

Presseinfo_Hamburg_Zukunftsentscheid

Pressemitteilung zum Zukunftsentscheid in Hamburg:

Erhebliche Lücken: Artenschwund komplett übersehen
– Konzept zur Überwindung der Schwächen –

30. 10. 2025

Der Volksentscheid in Hamburg weist gravierende Lücken auf: Das Ziel der Klimaneutralität wird vollkommen isoliert gesehen von der mindestens ebenso gravierenden Krise der Artenvielfalt. Das ist aus den Studien des Öko-Instituts mit dem Hamburg Institut und dem Forderungskatalog der Volksentscheid-Initiatoren ersichtlich. Demnach ist auch nicht vorgesehen, natürliche bzw. zu renaturierende Ökosysteme bei der Umsetzung des Volksentscheids zu berücksichtigen. Und das, obwohl sie einerseits entscheidend wichtig sind für die Artenvielfalt und andererseits enorm klimastabilisierend.
– So wird z. B. der Duvenstedter Brook, ursprünglich eine Mischung größerer und kleiner Moore und Bruchwald, immer noch entwässert und stellt somit eine massive CO
2-Quelle dar, anstatt eine machtvolle CO2-Senke zu sein; und folgerichtig fehlen auch sehr viele Tierarten, die typisch für Feuchtgebiete und stark bedroht sind.
– Ebensowenig wird die Landwirtschaft behandelt: Konventionell betrieben, ist diese ebenfalls CO
2-Quelle, zugleich eine der wichtigsten Ursachen des Artenschwunds, während echt organische Biolandwirtschaft die Artenvielfalt und das Bodenleben fördert und zugleich eine sehr effiziente CO2-Senke ist.

Statt dessen wird CCS (also das Abfangen von CO2 an Schornsteinen und dessen Verpressen unter der Nordsee in Norwegen) unterstützt. Diese Verfahren haben sich als extrem nicht-nachhaltig erwiesen.

Unmittelbar nach dem Volksentscheid wurde die Zweite Bürgermeisterin Hamburgs, Katharina Fegebank, und die Fraktion der Grünen in der Bürgerschaft angeschrieben und darauf aufmerksam gemacht. (Es wurde davon auch der SPD Hamburgs Mitteilung gemacht, da diese die Umsetzung des Volksentscheids entscheidend mitgestalten wird.)

Die obigen Aussagen sind in einem gesonderten Konzept detailliert belegt, das beiden Parteien vorliegt.
– Dieses Konzept enthält auch konkrete Vorschläge, wie Artenschutz und CO
2-Speicherung ökologisch sinnvoll miteinander verknüpft werden können.

Prof. Matthias Glaubrecht, Universität Hamburg, hat im Mai ein neues Buch herausgebracht: „Das stille Sterben der Natur“. Es ist auf der auf der Longlist des NDR-Sachbuchpreises 2025. Darin kritisiert er, dass die Umweltdiskussion sich zu sehr auf den Klimawandel fokussiert. Es müsse viel größere Naturschutzgebiete und weitere zu renaturierende Gebiete geben, in denen ganze Lebensgemeinschaften geschützt werden. Das ist auch der Kern der Beschlüsse von Montreal und Kunming, mindestens 30% der weltweiten Land- und Meeresfläche unter effektiv wirksamen Schutz zu stellen. Davon seien wir in Deutschland weit entfernt.

Die Vorschläge des beiliegenden Konzeptes sind insofern im Einklang mit den Kernaussagen des neuen Buches von Prof. Glaubrecht.

 

Dr. Bernhard Weßling
Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften
Naturforscher und Unternehmer
Sachbuchautor (populärwissenschaftlich, Umwelt-, Natur- und Artenschutz)

Bernhard Wessling