Dialog: Kann echt organisch betriebene Biolandwirtschaft
wirklich das Klima schützen helfen?
Hier geben wir eine typische Diskussion zwischen klimabewegten Menschen und Wissenschaftlern, die sich mit Klima und Ökologie befassen, wider. Vieles dreht sich um Methan-Emissionen und (aus Klimagründen) vegetarische Ernährung. Aus wissenschaftlicher Sicht ist echt organisch betriebene Landwirtschaft inkl Milchwirtschaft und Viehzucht sowohl sehr positiv für das Klima, als auch aus ökologischer Sicht die optimale Vorgehensweise.
Der Skeptiker widerspricht: „Ok, wir wissen, dass der Kattendorfer Hof organisch arbeitet, der Boden ist lebendig, das Grundwasser ist sauber, die Insekten summen, die Vögel sind zahlreich mit verschiedensten Arten vertreten. Aber wie könnt ihr noch Käse essen, oder Joghurt! Kühe sind Klimakiller, die eigene Käserei verbraucht sehr viel Energie – der Kattendorfer Hof kann doch kein Klimaschützer sein!?“
Die Kundin hat recherchiert und antwortet: „Hör mir zu: Für den Hof wurde eine Klimabilanz gemacht.1 Ja, die Kühe rülpsen und pupsen Methan aus, Faktor 28 klimaschädlicher als CO2, aber viel weniger, als Kühe in konventioneller Stallhaltung, die mit Kraftfutter aus Übersee gefüttert werden. Die Kattendorfer Kühe fressen nur eigens in Kattendorf organisch angebautes Futter und weiden ½ Jahr lang draußen. Insgesamt sind es jährlich 269 Tonnen CO2-Äquivalente, die die Kattendorfer Kühe, Mastrinder und Kälber emittieren. Sehr viel auch (146 Tonnen CO2) wird durch Dieselverbrauch erzeugt, von den Landmaschinen sowie für den Transport der Produkte zu den Läden und FoodCoops. Viel weniger durch Käserei und Kühlhaus, denn 70% des früheren Erdgasverbrauchs wurden ersetzt durch eine Holzvergaseranlage, die wird mit Holz aus der Pflege der 12,5 km (!) Knicks gefüttert, und etwa die Hälfte des Stroms kommt aus der eigenen 100-kW-Solaranlage, die von Solawi-Mitgliedern finanziert wurde.“ (siehe Klima-Bilanz auf der 2. Seite)
Eine Biologin argumentiert weiter: „Wiederkäuer gibt es doch schon seit 100.000en von Jahren, und trotzdem liegen in den Permafrostböden (frühere Savannen, auf denen die Wiederkäuerherden grasten) tief in der Erde 1.700 Milliarden Tonnen Kohlenstoff aus früherem CO2, wie kamen die dahin? Alles, was die damals die zig-Millionen Auer- und Moschusochsen und was heute die Kühe an Fladen jedes Jahr auf die Weiden legen, landet durch Käfer, Würmer und Pilze sowie dann Mikroorganismen als gebundene Kohlenstoffmasse tief im Boden. Und jede Kuh ermöglicht mit ihren Fladen im Jahr 120 kg Insektenlarven, sich zu entwickeln! Das ist gleichzeitig eine Quelle der Artenvielfalt!“ Der Hof hat auch eine Bilanz der Artenvielfalt (Pflanzen, Insekten, Vögel) aufgestellt.1
So werden mindestens 6,7 Tonnen CO2, eher 12 Tonnen, pro Hektar und Jahr auf den Kattendorfer Weiden in Form von Kohlenstoffverbindungen im Boden gespeichert. 40% weniger sind es auf den Ackerflächen, weil dort zwar auch der Kuhdung (aus den Ställen) als Dünger eingesetzt wird, aber weniger und kein frischer. Wenn es die Kühe nicht gäbe, müsste klimaschädlicher chemischer Dünger verwendet werden, und es würden Pestizide eingesetzt, die die Artenvielfalt zerstören. Deshalb ist moderater Fleischkonsum aus bio-Anbau nicht nur gesund, sondern auch positiv für’s Klima. Und für die Reinheit des Grundwassers und der Küstengewässer!
Die Kundin hat gelesen: „Es werden auf den 450 Hektar Pachtland des Hofes insgesamt etwa 1.400 Tonnen CO2, wahrscheinlich über 3.800 Tonnen gebunden, und wenn man die eigenen Emissionen abzieht, werden netto mindestens 930 Tonnen, wahrscheinlich an die 3.400 Tonnen an CO2 jährlich gebunden.“
Der Skeptiker wundert sich, rechnet nach: „Wenn die gesamte deutsche Landwirtschaft auf Bio umstellen würde, könnten ja mindestens 40, wahrscheinlich 80 Millionen Tonnen und mehr an CO2 gebunden und gespeichert werden!“ Ja, so ist es, und man bräuchte kein CCS, es wäre sehr viel billiger und würde v.a. nicht diese entsetzlich großen Energiemengen, wie CCS sie benötigt, erfordern und keine Pipelines, keine Schiffe nach Norwegen, keine Einpreßstationen in der Nordsee mit den Schäden im Ökosystem am Meeresboden.
Klimabilanz des Kattendorfer Hofes
1https://www.kattendorfer-hof.de/unser-hof-nachhaltigkeit-in-zahlen/ und dort zitierte Quellen
